Ok, ausbilden aber wie jetzt?

Durch Ausfall eines Diensthabenden habe ich recht kurzfristig einen Dienst zum Thema „Brennen und Löschen“ geerbt. Also schnell mal Gedanken was gemacht was wir machen wollen. Der Blick in die FwDV 2 wäre wenig aufschlussreich. Ebenso führen die FwDV 3 und andere Vorschriften nicht weiter.
Schnell wurde mir klar dass es nicht zum 1000ten Male Brandklassen und Löschmittel sein sollte. Aber was machen? Ein tolles Video anschauen oder gemeinsam beim Powerpoint-Folienkino gegen den Schlaf ankämpfen? Nein, wenn ich schon zwei Stunden investiere, dann soll am Ende auch was rauskommen. Am besten wären ja ein paar Durchgänge in einer Realbrandausbildungsanlage…

Nicht möglich?

WAS WOLLEN WIR EIGENTLICH BEIM THEMA BRENNEN UND LÖSCHEN VERMITTELN?

Geht es nicht am Ende nur darum die Feuerwehrangehörige oder den Feuerwehrangehörigen in die Lage zu versetzen ein Feuer sicher und schnell zu löschen? Was müssen er/sie dafür wissen, was können?

Es muss dazu sichergestellt sein, dass die/der Feuerwehrangehörige erkennt, wie sie/er dem Feuer sicher und schnell zu Leibe rücken können.
Diese Überschriften habe ich nach einigem Überlegen festgehalten:

Ein Dienst zum Thema „Brennen und Löschen“ stand auf dem Dienstplan. Schnell wurde klar dass es nicht zum 1000ten Male Brandklassen und Löschmittel sein sollten. Aber was machen? Ein tolles Video anschauen oder gemeinsam beim Powerpoint-Folienkino gegenden Schlaf ankämpfen? Nein, wenn Die Teilnehmer an der Ausbildung schon zwei Stunden investieren, dann soll am Ende auch was rauskommen. Am besten wären ja ein paar Durchgänge in einer Realbrandausbildungsanlage…
Nicht möglich?

WAS WOLLEN WIR EIGENTLICH BEIM THEMA BRENNEN UND LÖSCHEN VERMITTELN?

Geht es nicht am Ende nur darum die Feuerwehrangehörige oder den Feuerwehrangehörigen in die Lage zu versetzen, ein Feuer sicher und schnell zu löschen? Was müssen er/sie dafür wissen, was können?

Es muss dazu sichergestellt sein, dass die/der Feuerwehrangehörige erkennt, wie sie/er dem Feuer sicher und schnell zu Leibe rücken können.
Diese Überschriften habe ich nach einigem Überlegen festgehalten:

Brandverlauf
Faktoren: Brennstoff, Wärme und Sauerstoff
Erscheinungen: Flamme, Rauch, Wärme
Was ist das besondere an heutigen Feuern?

Was brennt ?
(Pyrolysegase die durch Wärmeeinwirkung freigesetzt werden.)

Auswirkungen der Raumgeometrie (Wärmestrahlung)

Rauchgaskühlung

Raumkühlung

Übergang vom Brennstoff- zum Ventilationskontrollierrten Feuer

Folgerungen für den Einsatz

Löschen, direkte Brandbekämpfung

Fangen wir an…

Nun geht es „nur“ noch darum, diese Überschriften mit Leben zu füllen und in eine Ausbildung zu packen.Soviel sei hier schon gesagt das ganze wird im kleinen Maßstab stattfinden.

12920426_1266988673328745_2757149746397580775_n[1]

Einstieg und Motivation

Wenn man nur einen Hammer hat sehen alle Probleme aus wie ein Nagel.

Zwei Bretter – Aufgabe „Bretter verbinden“ -> Lösung nageln
Eine Schraube stört im Brett – Lösung mit Hammer krumm schlagen/abschlagen

Mit Schraubendreher
Eine Schraube stört im Brett – Lösung rausdrehen

Was ist vermutlich besser? Abschlagen oder rausschrauben?
-> Wir müssen unseren Werkzeugkasten mit Werkzeugen füllen die wir bei Bedarf nutzen können.

Auch bei der Brandbekämpfung gibt es verschiedene Werkzeuge

Diese „Werkzeuge“ bezeichnen nicht allein die Geräte der Brandbekämpfung sondern das was ich bei der Brandbekämpfung machen kann.

Brennen und Löschen BBK Modul II

 

HAUPTTEIL 
Was brennt eigentlich?
Pyrolysegase die durch Wärmeeinwirkung freigesetzt werden

Was ist das besondere an heutigen Feuern?

Ein Vergleich
1l Benzin und 1 kg Polyethylen (PE) – Beide Proben haben den selben spezifischen Heizwert (Energie die darin gespeichert ist)

In „modernen“ Feuern verbrennen viele Kunststoffe.

Ein kg Sauerstoff setzt in der Verbrennung ca. 12 MW Energie frei – unabhängig vom Brennstoff d.h.
Sauerstoff ist ein wesentlicher Bestandteil der Verbrennung und beeinflusst den Brandverlauf.

Viel Heizwert bedeutet es ist viel Sauerstoff zur Umsetzung nötig. Daraus folgt, dass ein modernes Feuer wird schnell eine ventilationskontrolliertes Feuer (ca 30 – 35 x so schnell wie „alte Feuer“). Beim ventilationskontrollierten Feuer begrenzt der verfügbare Sauerstoff die Brandentwicklung

Ein Vergleich:
Moderne/alte Einrichtungen im direkten Vergleich
(„Residential Furnishings Side by Side“
von ULfirefightersafety)

House Fire Furnishing Comparison

ULfirefightersafety

Was sind die Folgerungen für unser Einsätze?

Mehr Energie, Mehr Rauch, schnellere (rasante) Brandverläufe

Brandverlauf
Faktoren: Brennstoff, Wärme und Sauerstoff
Richtung der Brandausbreitung und Richtung der Sauerstoffzufuhr

Ein Streichholzversuch zeigt: die Luftströmung beeinflusst den Brandverlauf.

Streichholz aufrecht (Kopf oben) – langsamer Abbrand oder
Verlöschen.
-> Zuluftströmung entgegen der Brandausbreitungsrichtung

Streichholz waagerecht – schnellerer Abbrand.
-> Zuluftströmung zum Teil in Richtung der Brandausbreitung
Streichholz senkrecht (Kopf unten) – rasanter Abbrand.
->Zuluftströmung in Richtung der Brandausbreitung

Nun folgten verschieden Versuche anhand von kleinmaßstäblichen Modellen. Brandentwicklung vom Entstehungsbrand an

V 1 Versuche Erstes Feuer Box mit Fenster und Tür

Tür offen, Fenster offen

1800e537-cba8-4760-87d3-2dbc4912ac51Wasserdampf wird frei

Entzünden und beobachten
Erst Wasserdampf (Scheibe beschlägt sehr schnell) ,
dann Pyrolysegase
Luft strömt zu, Rauch strömt ab

71604a50-30cb-4116-99fc-43e43d83d693Pyrolysegase treten auf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

06667842-754c-41b6-8aa0-34b1ed848ab9

Veränderung der Strömung bewirkt eine Veränderung in der Brandentwicklung

Tür/Fenster wechselseitig schließen
Veränderungen?
Strömungsverhalten verändert sich
Rauch verändert sich (Farbe, Strömungsgeschwindigkeit, Dichte)

 

 

 

 

V 2 Versuche Zweites Feuer 2 Boxen mit offener Front

Auswirkungen der Raumgeometrie auf den Brandverlauf.
Auswirkungen der Raumgeometrie auf den Brandverlauf.

Unterschied Brandherd Mitte/ Ecke

Beobachten
Erkennen Wärmestrahlung, Konvektion, Luftströmung

 

 

 

 

V 3 Versuche Dritte Feuer Box mit offener Front
Brennstoff – ?
Sauerstoff – ?
Sehen was passiert Zuluft da /

aum im Vollbrand nach Raumdurchzündung.
Raum im Vollbrand nach Raumdurchzündung.

Rauchgaskühlung zeigen erklären

Wirkung
Flammenfarbe
Rauchfarbe
Nicht die Schichtungen verwirbeln

 

Dabei Raumkühlung zeigen erklären
Wirkung
Sehen Flammenfarbe
Rauchfarbe
Phänomen der Rückzündung erklären

Raumkühlung/Verdrängen der Rauchgase durch Vollstrahl an die erhitzten Raumbegrenzungsflächen.
Raumkühlung/Verdrängen der Rauchgase durch Vollstrahl an die erhitzten Raumbegrenzungsflächen.

 

d8b0b17d-17dc-4fe4-b48d-8366e07aa210

Raum nach Raumkühlung/Verdrängen der Rauchgase

V 4 Versuche Aquarium mit Scheibe / Tür zu
Erkennen was passiert wenn die Zuluft weg ist:
Übergang vom brennstoffkontrollierten zum ventilationskontrollierten Feuer

Faktor Zeit – wie lange schätzt ihr dauert das – was heißt das für uns?
Wenn wir kommen ist das Feuer oft schon ventilationskontrolliert

Was ist im Raum jetzt los?
Wärme? -> Ja!  hocherhitzt!
Brennstoff? – > ja und zwar viel -> [Rauch ist Brennstoff!]
Sauerstoff -> fehlt!
Was passiert wenn Tür geöffnet wird?
Wiederaufflammen – Raumdurchzündung

Folgerungen für den Einsatz:
Viel Brennstoff in den Einrichtungsgegenständen, hoher Sauerstoffverbrauch bei der Verbrennung, viele Rauchgase

„Wenn wir kommen ist das Feuer oft schon ventilationskontrolliert (es fehlt Luft)“

Das heißt:
Wenn wir eine Tür unüberlegt öffnen, ist wahrscheinlich, dass wir die Verhältnisse verändern hin zum Schlechten -> Wiederaufflammen, Brandausbreitung.

Das heißt, Ziel muss es sein, den Stömungspfad (zu- und Abluftöffnungen) dauernd zu kontrollieren (zu lassen oder schließen), Einsatz des mobilen Rauchverschlusses, gezielte Wasserabgabe zur Raum/Kühlung oder aber zur Rauchgaskühlung. Raum- ud Rauchgaskühlung sind Techniken bei der Brandbekämpfung, die von jedem AT beherrscht werden müssen. 

Das Ding mit dem Dach..

nachdenklich …

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Dachstuhlbrände oder solche die sich in den Dachstuhl ausbreiten recht häufig einen unerwünschten Verlauf nehmen.

Das Ding mit den Dächern…
Wenn Dächer ihre Arbeit richtig machen, dann erschweren sie die Arbeit der Feuerwehren zum Teil massiv. Das Dach soll Wetterunbill, insbesondere Wasser, vom Gebäudeinneren abhalten. Nun ist Wasser das Hauptlöschmittel bei der Brandbekämpfung und wenn es brennt meist im Inneren des Gebäudes. Das heißt dann aber auch, dass ein intaktes Dach von außen aufgebrachtes Wasser wirkungsvoll vom Brandherd im Gebäudeinneren abhalten wird. Das Dach funktioniert halt.

Eine Binsenweisheit? Nun, wenn man Einsatzberichte liest und insbesondere Einsatzbilder ansieht, scheint es doch nicht so einfach zu sein. Wie oft sieht man dann doch die sprichwörtliche Dachwäsche.
Warum? Wollen die nicht richtig oder was ist da los?
Und dann dies: in Zeiten der Energiewende, sind darüber hinaus mittlerweile viele Dächer gut gedämmt und gegen den Innenraum abgedichtet. Der Hohlraum zwischen Dachdeckung und Innenverkleidung ist fast immer mit einem – meist nicht brennbaren – Dämmstoff gefüllt. Der Zimmerbrand ist gelöscht, der Fensterrahmen glimmt auch nur noch müde nur noch ein wenig Rauch steht über der Dachhaut. … hmm der Rauch nimmt zu …. steigt hier oder da aus dem Dach auf. Einsatz der Wärmebildkamera oder der eines IR-Thermometers (Pyrometer) weist auf heiße Stellen hin. Glutnester – das dach wird geöffnet und der Schwelbrand gelöscht. Später ist das halbe Dach runter … was ist passiert?

Typisch?
http://www.nordsee-zeitung.de/cuxland_artikel,-Feuerwehr-loescht-Dachstuhlbrand-_arid,1669903.html

Dass Feuer scheint nicht erreichbar

Aussenangriff

Option : Kühlen der Dachhaut -> runterkühlen der Brandgase im Raum Energieaus dem System nehmen. Mir liegen verlässliche Berichte vor, dass das unter Einsatz großer Wassermengen im massiven Angriff geklappt hat, um dann im Innenangriff erfolgreich zu löschen.

oder doch Innenangriff?
VEI[S] Kleine Ventilationsöffnung –> Senkrechte Lüftung eventuell unterstützt mit Lüfter, eindringen, Isolieren des Feuers (finden!) bekämpfen – [Suchen (nach vermissten Personen)]

Feuer breitet nach löschen des Stützfeuer oder des ursprünglichen Brandherds bspw über die Traufe sich unter dem Dach in der Dämmung aus en entstehen Glutnester..

Dachhaut entfernen, gezielt ablöschen…
Glutnester von innen suchen und bekämpfen

Tradition

Tradition ist ein wichtiges Thema. Tradition hat auch in der Feuerwehr zu Recht eine große Bedeutung. Oft beruft man sich auf gute Traditionen und hilft so Erkenntnisse, Inhalte und Werte zu erhalten, die Generationen von Feuerwehrleuten erarbeitet und erlebt und für die sie oftmals ein sehr hohen Preis bezahlt haben.

Es gibt aber auch die andere „Tradition“ genannte Verhaltensweise, das Ablehnen aller Veränderung, das Festhalten an längst überkommenem.
FwDV 11

FwDV 9

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Deshalb augenzwinkernd diese beiden „Feuerwehrdienstvorschriften.“
Ich möchte das Wort „Tradition“ mal buchstabieren:

T – Trainiere so als hingen dein Leben und das deiner Kameraden davon ab

R – Richte dich auf immerwährende Veränderungen ein

A – Achte immer auf deine Sicherheit und die deiner Kameraden

D – Denke und handle immer einen Schritt voraus

I – Interessiere dich für sicherere Methoden und Techniken

T– Trau dich laufend über deinen Tellerrand zu blicken

I – Investiere Zeit und Mühe in deine Weiterentwicklung und in die deiner Wehr

O – Öffne dich für sicherere Techniken und Methoden

N – Nie aufgeben

nach einer Idee von (Flow Path Management)

Eike Elser 21-11-2014

( Grafiken 24.07.2012)
Creative Commons Lizenzvertrag
Feuerwehr ausbilden von Eike Elser ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

Eröffnet

ranJetzt ist das Webangebot FEUERWEHR AUSBILDEN online. Ich habe mich entschlossen online zu gehen, obwohl bis jetzt nur wenig Material zu finden ist. Der Grund dafür liegt darin, dass dieses Webangebot wohl nie fertiggestellt sein wird. Ich möchte aber trotzdem Anregungen geben, damit meine Kameraden als Ausbilder Futter für ihre schwere Aufgabe bekommen.

Willkommen!