Die Brandverläufe sind rasanter als noch vor Jahren: gedämmte Dichte Gebäude, Kunststoffe in modernen Einrichtungsgegenständen, die starke Wärmefreisetzungsrate und massive Entwicklung giftiger Verbrennungsprodukte – alles führt dazu, dass die ersteintreffende Feuerwehr bei einem kritischen Wohnungsbrand (mit Menschenleben in Gefahr) schnell und professionell arbeiten können muss – nur so haben die Eingeschlossenen noch eine Überlebenschance.
Ein Online-Kurs zum Thema und taktische Hinweise
Können wir Feuer?
Leider stehen dem oft eine niedrige Einsatzfrequenz, geringe Tagesverfügbarkeit und oft auch vollkommen unzureichende Ausbildungsmöglichkeiten gegenüber.
Nicht mit aller Kraft zu versuchen, dem zu begegnen, kommt einer Bankrotterklärung des Gedankens der freiwilligen Feuerwehren gleich. Das wiederum ist das sichere Todesurteil für die Menschen in der Fläche, in der sich der abwehrende Brandschutz auf die freiwilligen Feuerwehren stützt.
Gut 1,3 % der Bundesbürger sind Feuerwehrmitglieder, 2,5% davon sind Mitglieder einer Berufsfeuerwehr. Das heißt 97,5 % aller deutschen Feuerwehrleute sind freiwillige Feuerwehrleute.
„Wir machen das alles freiwillig“ ist damit kein Argument für lasche Disziplin, freizeitorientierte Schonhaltung oder zurückhaltende Teilnahme an Übungsdiensten, sondern schlicht Leitungsverweigerung zu Lasten meiner Kameraden oder der Menschen die unsere Hilfe benötigen.
Wenn in einem brennenden Wohnhaus Menschen eingeschlossen sind, denen Rauch oder Flammen unmöglich machen, sich in Sicherheit zu bringen, ist die Zeit der entscheidende Faktor. Ein angemessener schnell vorgetragener Löschangriff entscheidet hier zwischen Leben und Tod.
Die Uhr tickt – bei einer Freiwilligen Feuerwehr ist viel der Zeit die den Eingeschlossenen zum Überleben bleibt schon für Anfahrt zum Feuerwehrhaus und danach zum Einsatzort verbraucht. Deshalb muss das was danach kommt höchst effizient, schnell und professionell sein. – zwingend und alternativlos.
Retten durch Brandbekämpfung
Vielfach wird die Maxime „Rettung geht vor Brandbekämpfung auch“ heute noch geschult oder gelebt. Diesen Satz habe ich beispielsweise im „Heimberg – Fuchs, Die Ausbildung der Feuerwehren“, in der Auflage von 1949 gefunden.
Ein schneller Löschangriff widerspricht dem nicht. Durch das Eindämmen des Feuers schaffe ich bei heutigen Brandverläufen oft überhaupt erst die Möglichkeit zur Menschenrettung.
Insofern ist mein Ansatzpunkt diesen ersten Löschangriff, die dazu erforderlichen Techniken, das Zusammenspiel der taktischen Einheit als Ausgangspunkt für eine gezielte Ausbildung der Einsatzkräfte zu üben.
Ein wesentlicher Teil dieses Löschangriffs ist mir bei der Lehrwerkstatt „Brennen und Löschen“ von Feuerwehrhandwerk.de zum ersten Mal begegnet. Mit den zuvor gemachten Erfahrungen im Rahmen unserer Standortausbildung und eigene Weiterbildungen und nicht zuletzt bei Brandeinsätzen hat sich das hier vorgestellte Ausbildungskonzept „Erstschlag“ entwickelt.
Ausbildungsziel ist es, dass der „Erstschlag“ von allem Einsatzkräften einer Wehr beherrscht wird. Wobei die Einsatzkräfte den „Erstschlag“ abhängig vom Ausbildungsstand an allen Positionen beherrschen müssen.
Der Erstschlag ist kein Patentrezept und wird vermutlich selten als kompletter Ablauf zum Einsatz kommen, jedoch einzelne Teile davon in Kombination.
Die einzelnen Module des „Erstschlags“ sind
- Anfahrt
- Fahrzeugaufstellung
- Erkundung
- Ausrüsten mit Atemschutz / Einsatzbereit machen
- Herstellen einer Wasserversorgung
- Zurücksetzen des Feuers im qualifizierten Außenangriff optional wenn Lage dies erfordet/ermöglicht
- Türöffnung
- Setzen des mobilen Rauchverschlusses
- Vorgehen zum Brandraum
- Taktisch Belüftung vorbereiten
- Brandbekämpfung
- Rettung
Die Module bilden einzelne „Phasen“ bei einem Erstangriff auf ein Brandobjekt ab. Bei diesen Modulen hat der Ausbilder die Möglichkeit zu variieren.
Es kann zum Beispiel zuerst eine externe Wasserversorgung aufgebaut werden, entweder aus dem Hydranten oder aber durch Wasserentnahme aus dem offenen Gewässer, oder es wird zunächst mit dem Tank des Fahrzeugs gearbeitet und danach kann z.B. aus dem Hydrantenetz (o.a.) eingespeist werden. Die Türöffnung kann gewaltsam mit verschiedenen Hilfsmitteln und/oder als Türöffnungprozedur mit/ohne Rauchgaskühlung erfolgen. Der Einsatz des Lüfters kann vor den Eindringen, nach der Brandbekämpfung oder aber auch begleitend erfolgen – je nachdem was taktisch sinnvoll oder gewünscht ist. Auch können einzelne Module entfallen, wenn das Ausbildugsziel dies erfordert. Zudem lassen sich weitere Inhalte als Übungserschwernis einbauen (Atemschutznotfall, Rückzug, Probleme in der Wasserversorgung,… ).
Damit ergibt sich beim Erstschlag sehr viele Variationen und Kombinationen Dadurch ist diese Konzept immer wieder mit anderen Schwerpunkten „durchspielbar“.
Die Abfolge von Modulen vom Eintreffen bis hin zur Rettung/Brandbekämpfung („Feuer aus“) als Ausbildungsziel ist hier sinnstiftend. Nur mit Blick auf das Ganze kann die Leistungsfähigkeit hinsichtlich Schnelligkeit und Flexibilität nachhaltig gesteigert werden. Dazu können an den Dienstterminen einzelne Module geübt werden. Das Ziel bleibt aber immer ein zusammenhängender Ablauf der in einer realitätsnahen Abschlußübung am Ende des Ausbildungsblocks gipfelt. Stets das gleichen immer wieder zu über widerspricht der Grundidee dieses Konzeptes. Dennoch gilt es die einzelnen Module mit ihren jeweiligen Inhalten bis zur Lernzielstufe „Beherrschen“ auszubilden und immer in den Zusammenhang der Gesamtübung zu stellen. Hier schließt sich der Kreis zu der Anforderung an unser Handeln: den Wettlauf mit dem Feuer gegen die Uhr zu gewinnen.