Da in den einschlägigen Foren und Facebook-Gruppen immer wieder die Frage nach Ausbildungsideen oder Powerpoint-Präsentationen für die JF aufkommt, meine
Gedanken zum Ausbilden in der Jugendfeuerwehr
Als Nachwuchsorganisation der Feuerwehren genießt die Arbeit der Jugendfeuerwehren mit Recht einen guten Ruf. In aller Regel sind die Kinder und Jugendlichen begeistert bei der Sache und nicht nur Musterschüler und Sportskanonen haben in der Jugendfeuerwehr die Möglichkeit sich entfalten.
In diesem Absatz, dem beim Lesen sicher niemand widersprochen hat, ist schon sehr viel enthalten das einen Hinweis auf das Ausbilden in der Jugendfeuerwehr gibt.
Schnell kommt der Gedanke auf, das Interesse der Jugendfeuerwehrmitglieder an der Feuerwehrtechnik zu befriedigen. Also macht man Fahrzeug- und Gerätekunde. Die Begeisterung ist da aber spätestens wenn die JFM verschiedene Gerätschaften nicht bedienen dürfen oder sollen kommt langsam aber schleichend Frust auf. Das Verständnis für „darf ich euch nicht machen lassen“ ist beispielsweise bei den „riesengroßen“ Zehnjährigen eher schwach ausgeprägt.
Folglich sinkt die Aufmerksamkeit und es bleibt vielleicht nur sehr wenig hängen. Wozu tun Ausbilder sich das an?
Kinder und Jugendliche brauchen für ihre positive Entwicklung Bestätigung und Erfolgserlebnisse. Zu wissen, wie man im Innenangriff vorgeht, ist interessant aber auch nicht mehr. Das schafft zunächst einmal keine Erfolgserlebnisse und fördert unser JFM auch nicht besonders.
Ein JFM, das einen Knoten nach längerem Übern beherrscht. Sich auf diesen Knoten auch noch selbst verlassen kann (er hält – mich!) und andere die sich auch auf diesen Knoten verlassen können schafft hingegen sehr viel Selbstvertrauen und auch -bestätigung.
(Mastwurf über Kopf anbringen, die Mitte einer Leine mit dem Mastwurf zum einbinden nehmen , Rettungsknoten und Absteigen über Treppe, Rettungsknoten sich selbst anlegen, mit verbundene Augen, im Liegen was auch immer …)
Kurzum wir müssen es schaffen jedem JFM möglichst bei jedem Dienst ein gutes Gefühl und Bestätigung mitzugeben. Da reicht es oft aus wenn der neuen einmal das Tor der Fahrzeughalle öffnen darf und ein älteres JFM eine Aufgabe bekommt, die es mit ein paar jüngeren selbstständig erledigen kann.
Wir bieten den Rahmen das Ziel JEDER Ausbildung muss es sein, dass unsere JFM mit jeder Ausbildung ein Stückchen über sich hinaus wachsen. Dabei sind alle JFM verscheiden und was für den Eine das überklettern der Leiterwand mit schlotternden Knien ist, ist für den anderen das tolle Gefühl wirklich jeden Ausrüstungsgegenstand auf dem Fahrzeug zu finden und benennen zu können.
Orientiert euch doch an den Anforderungen für die Jugendflammen 1- 3 und die Leistungsspange.
Heute fehlt den vielen Kindern jegliches handwerkliche Geschick und viel zu oft eine fordernde Körpererfahrung.
- Vertrauensspiele und Selbsterfahrungen,
- Bewegungsspiele,
- einfache technisch Knobelaufgaben
- Kennenlernen der Feuerwehrtechnischen Ausrüstung (Anfassen, handhaben, Trageweise usw…)
- auf jeden Fall immer wieder reinriechen in die echte Feuerwehrarbeit (lies: Feuerwehr spielen)
- sowie Wettkämpfe aller Art
sind hier oft Programm genug. Bei uns müssen die Kinder das machen dürfen was man vielen zuhause nicht zutraut. Natürlich alles im Rahmen der gängigen Vorschriften und Gesetze zum Schutz der körperlichen und geistigen Unversehrtheit unserer Kinder. Sportlichkeit, Ausdauer und Beweglichkeit im Sinne eines gut belastbaren Allrounders sind dabei wichtig.
Gegen den Strom
Hinzu kommt etwas das leider fast vollkommen in Vergessenheit geraten ist: Disziplin, Pflichtbewusstsein und hervorragendes Sozialverhalten. Ich meine mit Disziplin aber auf keinen Fall pseudo-militärisches Gehabe, sondern das Wissen wann man den Mund und die Knochen ruhig halten, arbeiten, zuhören oder aufpassen muss und das auch machen J.
Der Geist einer Gruppe zeigt sich nach der Übung – aber nicht, wenn einzelne ihren „Bedürfnissen“ nachgehen, ohne sich darum zu kümmern, dass Fahrzeuge ausgefegt, Schläuche erneut aufgerollt oder Gerätschaften gereinigt werden müssen. Hier arbeiten wir oft fast gegen das Elternhaus in dem Mama oder Papa unter Meckern immer wieder und wieder den Dreck des Nachwuchses wegräumen (ich rede von der Altersgruppe 10-18).
Wären wir beim Pflichtbewusstsein – das erklärt sich schnell. Zusagen sind Zusagen, übernommene Arbeiten werden zu Ende gemacht.
Dann noch „hervorragendes Sozialverhalten, hab ich mich geirrt? Nein ganz richtig: hervorragendes Sozialverhalten – wir bilden unseren Nachwuchs aus dessen Verhalten in Zukunft den Kameraden und möglichen Opfern und Geschädigten gegenüber tadellos geprägt von gegenseitiger Achtung, Respekt und Fairness im Umgang sein muss.
Wie bekommt man das hin? Hierzu ein Satz den ich mir immer wieder selbst sage (n muss):
Es hat keinen Sinn, Kinder zu erziehen, sie machen sowieso alles nach.
Unbekannt – Karl Valentin?? Nein, ich kenne die Quelle auch nicht
Wichtig ist auch dass wir lerne Fehler zuzugeben und nicht sie zu vertuschen, Das sind die Inhalte unserer Ausbildung hier schaffen wir etwas von Wert wenn wir das als Messlatte anlegen. Das drum herum mit den roten Autos ist unser „Trägersignal“. Die Faszination Feuerwehr spielt uns in die Karten und hilft diese Werte und Fertigkeiten zu vermitteln, den unsere JFM wollen alle meist Feuerwehrmann werden – was ist geschehen wenn sie es nicht werden…. ??
Bei allem muss sich der Ausbilder fragen: Was sollen mein JFM heute mitnehmen?
Ich halte Ziele wie das verinnerlichen von „Eigenschutz geht vor Rettung“, „zuerst absichern“ und das gegenseitige aufeinander aufpassen, die Grundregel, dass niemand allein gelassen wird und das Feuerwehr Aufgabe einer Gruppe und nicht von Einzelkämpfern ist für wesentlich. Kaum ein Dienst an dem ich das nicht passend einbaue. Ansonsten haben wir recht freie Hand was das Feuerwehr-Drumherum anbelangt. Natürlich dürfen die JFM mal selbst Hand anlegen beim Glasmanagement (geschützt) und das Aufkleben der Folie/usw. ist auch „Hand anlegen“, ebenso könne sie in einem verkehrsberuhigten Bereich mal eine ESt so absichern, wie es zu laufen hat – Vielleicht findet sich noch ein Freiwillier der unbedingt da durch will. Und Innenangriff? Klar zum Feuerwehr spielen mit PA-Attrappen Lernziel Kommunikation im Trupp, Beobachten des Raums (kleine Post-its), Mitschleifen des Schlauches immer doch aber keine Brandbekämpfung es sei denn ihr vermittelt den Kindern auch die richtige Beurteilung der Lage in brennenden Gebäude, Temperaturschichtung, Schwerkraftströmung, das Ausgasen von Oberflächen und vor allem dien zweckmäßigen Löschmitteleinsatz; Strahlform usw. Nein, das ist kein Thema für die JFM – wohl aber die gegenseitige Kontrolle der PSA (aufeinander aufpassen) – lasst ruhig mal einen AGT während einer Fahrt (paar Kurven) ausrüsten während die JFM (bis 1,50 mit Sitzerhöhung!) mit in der Mannschaftskabine sitzen. Anschließend kontrollieren die Kinder die Ausrüstung unter eurer qualifizierten Anleitung.
Weitere Anregungen Stichpunkte: Erste Hilfe (jedermann/-frau!), Feuerlöscher bedienen (Wasser aber auch Pulver unter Einhaltung einschlägiger Vorschriften und dem GMV), Pumpe vorbereiten, Schaumangriff aufbauen, Erkundung, Baukunde (fahrt mal auf Baustellen oder zu Abrißhäusern).
Wenn ich mal nicht für Einsatzabteilung oder JF-Ausbildungen vorbereite, sollen in loser Folge Informationen zu verschieden Dienstideen folgen.
Eike Elser
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